Mehr Schein als Sein

Sie machen auf Haut und Haaren einen gepflegten Eindruck, gaukeln die Wirkung aber nur vor und schaden dazu der Umwelt.

 

Silikone geben eine glanzvolle Vorstellung. Kaum ein anderer Zusatzstoff in der Kosmetik vermittelt das Gefühl von Luxus und Wirkung besser als sie. Tatsächlich sind die biotechnologisch aus Erdöl hergestellten, schwer abbaubaren Kunststoffe vor allem Meister darin, der Umwelt zur Last zu fallen. Sie werden überall auf der Welt im Grundwasser nachgewiesen sowie im Blutplasma von Fischen, Vögeln und Säugetieren. Viele Kosmetik-Brands reichern Make-up-, Haut- und Haarpflege-Produkte trotzdem weiterhin damit an. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: „Silikone sind günstig in der Herstellung und ausgesprochen hautverträglich. Allergien sind sehr selten“, sagt Elisabeth Kohrs. Auch der erste Eindruck überzeugt: Silikone hinterlassen sofort ein geschmeidiges Gefühl und sichtbare Ergebnisse auf Haut und Haaren. Leider lösen sie die Probleme nicht, sondern maskieren sie nur.

 

Von fest über flüssig, beständig oder flüchtig, wasserlöslich oder unlöslich gibt es eine enorme Bandbreite an Silikonen. Zu erkennen sind sie in den INCI-Listen auf Verpackungen an der Endung „-one“ oder „-ane“. „Am häufigsten kommen Dimethicone, Methicone, Polysiloxane oder Cyclomethicone zum Einsatz“, so die Kosmetik-Expertin und Inhaberin der Women Lounge. Allen gemeinsam ist: Einmal abgespült, ist alles wie vorher.

 

Scheinbar gut gepflegt

Cremes und Seren mit Silikonen verschmelzen mühelos mit der Haut, hüllen sie in ein seidiges Gefühl und scheinen sie bestens zu versorgen. Die flexiblen Kunststoff-Moleküle bilden einen geschmeidigen Film, der kleine Makel und Fältchen optisch direkt nach dem Auftragen auffüllt. Einige Silikone brechen das Licht anders und lassen den Teint dadurch makelloser wirken. Aber, wie gesagt: Das ist alles mehr Schein als Sein. Silikone haben keinen nennenswerten Pflegeeffekt. Einige können durch ihren okklusiven Effekt Feuchtigkeit kurzfristig festhalten, gleichzeitig aber Unreinheiten und sogar Akne provozieren. Im besten Fall bleiben sie unverändert auf der Haut liegen, bis sie sich verflüchtigen oder entfernt werden. Anders als natürliche, vitaminreiche Öle und hautidentische Lipide können Silikone von der Haut nicht enzymatisch gespalten und verwertet werden, um z.B. die Barrierefunktion zu stärken, Entzündungen vorzubeugen oder freie Radikale zu neutralisieren. Elisabeth Kohrs: „Da Silikone Probleme wie Feuchtigkeitsmangel nicht ursächlich beheben, spannt die Haut nach der Gesichtsreinigung wieder so wie vor dem Auftragen des Produktes.“

 

In hochwertiger Kosmetik übernehmen pflanzliche oder biotechnologisch gewonnene Fette – z.B. hautidentische Ceramide oder Squalan die Funktion als Geschmeidigmacher. Sie ersetzen Silikonen mühelos und liefern dazu echte Wirkung: Beide Stoffe sind natürliche Bestandteile der Hornhaut, können von der Haut direkt verwertet werden und ihre Schutz- und Repair-Funktionen unterstützen. Eine elegante HighTech-Alternative sind so genannte Derma Membran Struktur-Cremes (DMS). Ihre Lipidstrukturen sind dem schichtartigen Aufbau unserer Haut nachempfunden. DMS-Cremes sind die pure Pflege. Sie verschmelzen ohne Hilfs- und Zusatzstoffe mit der Haut und versorgen sie langanhaltend mit Fett und Feuchtigkeit (z.B. von Reviderm).

 

Silikone im Haar: Keine glänzende Idee

Auch in Shampoos und Haarpflegeprodukten sind die „Hochstapler“ aktiv. Silikone legen sich als feine Schicht um jedes Haar, füllen brüchige Stellen auf, sorgen für Weichheit, Kämmbarkeit und üppigen Glanz. Oberflächlich betrachtet wirken die Haare schön gesund. „Tatsächlich werden angegriffene und kaputte Strukturen nur bis zur nächsten Haarwäsche geglättet. Dazu kommt, dass der dichte Silikonfilm den Austausch von Feuchtigkeit und Sauerstoff einschränkt. Trockenes Haar und eine gereizte, juckende Kopfhaut können die Folgen sein“, sagt Elisabeth Kohrs, die ihren Kundinnen und Kunden zu einem konsequenten Ausstieg aus der Silikonfalle rät: Am besten die angelagerten Kunststoffe zunächst mit einem speziellen Peeling-Shampoo (z.B. von Elizabeta Zefi) entfernen, dann zu einem silikonfreien Shampoo für den jeweiligen Haartyp wechseln und über einen längeren Zeitraum Haarkuren anwenden. Elisabeth Kohrs: „In der Umstellungsphase können die Haare matt und strohig wirken. Das ist jedoch nur vorübergehend und kein Grund zur Sorge.“ Nach wenigen Wochen kehrt der Glanz zurück, die Haare fühlen sich gesünder und stärker an, die Kopfhaut ist beruhigt. Dieses Mal trügt der Schein nicht: Die Ergebnisse sind echt!